Second Hand Hund. Ein schrecklicher Name für so eine liebevolle Labrador-Hündin wie Flummi. Ein schrecklicher Name für alle einsamen Hunde da draußen. Trotzdem, ist es die Realität. Jährlich werden tausende Hunde in Tierheimen abgegeben und noch mehr einsame, erwachsene Hunde suchen ein Zuhause. Doch spulen wir zurück und schauen uns das Thema Second Hand Hund mal genauer an!
Was ist ein Second Hand Hund überhaupt?
Meine Eigendefinition für einen Second Hand Hund ist folgende: Ein Hund der bereits einen Vorbesitzer hatte. Das können Hunde aus dem Tierheim, Zuchthündinnen von Vermehrern, Tiere aus dem Ausland, Abgabetiere von Privatpersonen oder aber auch gescheiterte Zuchthunde wie Flummi sein! Ich finde nicht, dass die Beschreibung Second Hand Hund etwas über die Bedingungen aussagt, wie der Hund vorher gelebt hat. Eines haben aber alle Second Hand Hunde gemeinsam: Sie haben ihren Besitzer verloren oder werden ihn verlieren und suchen einen neuen Begleiter für’s Leben!
Nun, da wir geklärt haben, welche arme Seele sich Second Hand Hund nennen darf, erzähle ich euch wie Flummi und ich zusammengefunden haben und warum ein Hund aus dem Tierheim (leider) keine Option für mich war.
Second Hand Hund – Unsere Geschichte
Wie ich schon im Blogbeitrag „Welpe oder erwachsener Hund“berichtet habe, war nach nächtelangen Recherchen klar: ich will einen erwachsenen Hund! Nicht, weil ich Welpen nicht süß finde, sondern wegen einer meiner vielen Listen zu diesem Thema: meine Vor- und Nachteil-Liste! Für einen Welpen würde ich mir liebend gerne mindestens 2-3 Monate Zeit nehmen, Zeit die ich in meiner aktuellen Lebenssituation nicht habe und ich nicht mit meinem Job vereinbaren kann. Ein erwachsener Hund ist (meistens) schon Stubenrein und hat möglicherweise sogar schon etwas von Grundkommandos gehört. Ein erwachsener Hund war aus diesem und noch viel mehr Gründen einfach einfacher.
Warum mich das Tierheim nicht wollte
Der nächste logische Schritt war für mich: Tierheime besuchen, ganz viele Gespräche mit Mitarbeiterinnen vor Ort führen und natürlich mit Tierheim-Hunden Gassi gehen. Diese vielen Gespräche und die Besuche im Tierheim haben mich aber zunehmend enttäuscht und verunsichert. Denn, Single, Berufstätig und ein Hund? Das geht schon mal gar nicht! Begriffe wie Verantwortungslosigkeit und sogar Tierquälerei standen im Raum. Viele derartige Gespräche später war für mich klar, dass ich im Tierheim keinen Hund finden würde.
Die Suche ging weiter
Status: Ein bisschen deprimiert aber noch lange nicht am Aufgeben! Mein Entschluss stand fest, ich wollte einen Hund adoptieren und ich wusste, dass ich das kann und dazu absolut bereit bin. Ich hatte Pläne, Listen und einen ganzen Schnellhefter mit Zeittabellen und einem Fragenkatalog, den ich bei den „Beratungsgesprächen“ immer dabei hatte. Top organisiert nannten meine Freunde das, für das Tierheim war das anscheinend trotzdem kein sonderlich gutes Merkmal für eine zukünftige Hundebesitzerin.
Wie ihr vielleicht aus dem Text heraushört, steckt für mich ganz viel Emotion in diesem Thema und bis heute kann ich nicht begreifen, warum Tierheime es manchen Tierliebhabern so schwer machen!
Als nächstes stürzte ich mich auf die Auswahl einer geeigneten Rasse, denn ein Hund aus dem Auslandstierschutz kam für mich nicht in Frage. Durch eine Freundin bekomme ich sehr viel über die Probleme von Angsthunden mit und damals konnte ich mir einen Hund aus dem Auslandstierschutz als Ersthund einfach nicht vorstellen! Heute bin ich dankbar für meine damalige Entscheidung. Ich wäre wohl komplett überfordert gewesen.
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Ein Rassehund?
Als ich mich für dieRasse Labrador Retriever entschieden habe, ging meine Suche in die letzte Runde. Im Zuchtregister der ÖRC habe ich mir so ziemlich alle Züchter mit einer Website online angeschaut und nach erwachsenen Abgabetieren gesucht. Schlussendlich habe ich zwei Züchter in Österreich gefunden, die einen erwachsenen Labrador abzugeben hatten. Die Gründe der Abgabe waren unterschiedlich. Der Abgabegrund bei Flummi war irgendwie besonders traurig. Sie hatte im November ihren ersten Wurf bekommen, war aber so überdreht und aktiv, dass sie sich einfach nicht um ihre Jungen gekümmert hat. Flummi war keine liebevolle Mutter und deshalb ein schlechter Zuchthund. Da sich eine schlechte Hundemama für einen Züchter wirtschaftlich nicht rentiert, musste sie (schweren Herzens) abgegeben werden.
So fand ich Flummi und nach einem Besuch und einigen Telefonaten, war es klar, dass Flummi bei mir einziehen wird! Anders als in den Tierheimen, war die Züchterin von meinen Listen und meinen Fragen beeindruckt und freute sich, dass ich mich so gut auf einen Hund vorbereitete. Dass sie jeder meiner Fragen Rede und Antwort stand, verstärkte auch mein positives Gefühl. So zog Flummi knapp zwei Monate später bei mir ein.
Erziehung beim erwachsenen Hund
Natürlich verlief unsere erste gemeinsame Woche mehr als chaotisch! Ständig fragte ich mich ob ich etwas falsch mache. Flummi war wild, aufgedreht und beim Gassi-Gehen eine absolute Katastrophe. Egal was ich im Internet las, immer hieß es: Bindung aufbauen. Auch die Züchterin und eine Hundetrainerin rieten mir immer: „Das dauert seine Zeit, du musst erst einmal Bindung aufbauen!“. Für einen so analytischen Menschen wir mich, war so eine Aussage aber nicht zu gebrauchen. Ich fühlte mich genau so hilflos, wie damals beim Auto-Führerschein. Da sagte man mir auch immer: „Schalten liegt im Gefühl, das kann man nicht lernen.“ Mein Horror! Doch sie hatten recht, alle zusammen. Sie hatten recht mit dem Schalten beim Autofahren und auch bei der Bindung zu Flummi. Doch solche Info’s helfen am Anfang einfach nicht weiter und ich war die ersten Tage sehr deprimiert.
Nach einigen Wochen wurde mir langsam klar, dass Flummi gar nicht so aufgedreht ist, wie die Züchterin vermittelt hat. Flummi kann auch ruhig sein! Und zwar dann, wenn ich auch entspannt und ruhig bin. Außerdem wurde mir bewusst, wie schwer es für Flummi sein muss, an der Leine zu laufen. Immerhin war sie in ihrem früheren Leben, außer bei Ausstellungen, immer ohne Halsband und Leine unterwegs. Die hündische Art zu spielen, die sie täglich von mir einforderte, schließe ich heute darauf zurück, dass sie nur das Spiel mit ihrem Hunde-Rudel kannte. Wir hatten und haben noch immer viele Baustellen! Aber es wird! Sicher, Flummi ist stubenrein und sie kann alle Grundkommandos in Perfektion. Doch genau diese Perfektion wird uns beiden oft zum Verhängnis. Egal ob Welpe oder erwachsener Hund, jeder Hund braucht Aufmerksamkeit und eine konsequente Erziehung. Jeder Hund ist Arbeit, eine „einfache Version“ gibt es nicht.
JA zum Second Hand Hund
Ihr seht, es gibt keine, ausschließlich, rosige Welt mit Hund! Die gibt es bei der Adoption eines Welpen nicht und auch nicht, bei einem Second Hand Hund. Nicht mal, wenn er direkt von der Züchterin kommt. Es werden schwierige Tage und Wochen kommen, aber die Liebe, die einem durch einen Hund zu Teil wird, ist es allemal wert!
Ich genieße die Momente in denen Flummi ihren Kopf auf meinen Oberschenkel legt, oder sie sich mit dem Rücken ganz eng an meinen Rücken kuschelt und schläft. Und liebe es wenn wir gemeinsame Erfolge erzielen, egal ob wir beim Wandern einen hohen Gipfel erklimmen, oder Flummi eine Hundebegegnung mit Bravour meistert. Ich bin so stolz auf meinen kleinen Flummi-Ball und mehr als froh sie bei mir zu haben. Flummi ist jetzt, als Second Hand Hund, mein einziger Hund, nicht einer unter zwölf, so wie früher. Sie ist mein einziger Hund, der meine volle Aufmerksamkeit genießt und das gefällt ihr ziemlich gut!
Jeder Topf findet seinen Deckel! Manche Hunde finden ihren Deckel zwar erst auf den zweiten Anlauf, aber umso schöner ist es, wenn sie dann endlich ihren Herzensmenschen finden!
Hallo!
DANKE!!!
Ich habe mich auch in eine bestimmte Hunderasse verliebt und du hast mich jetzt vollkommen überzeugt, einen second hand Hund in die Familie zu holen!
Danke:-)
Deine Selma
Wir haben uns auch bewusst für einen Hund aus dem Auslandstierschutz entschieden, weil wir einfach einem Hund ein Zuhause geben wollten, der es wirklich dringend benötigt. Und es war eine der besten Entscheidungen überhaupt! Er ist so ein toller, offener, lernwilliger Hund. Trotz unbekannter Vergangenheit auf der Straße hat er sich sehr schnell an unser Leben angepasst und sich zu einem wunderbaren Hund entwickelt. Wir freuen uns jeden Tag darüber, dass es ihm so gut geht. Daher kann ich den Gedanken, einen Secondhand-Hund aufzunehmen, absolut verstehen. Wir würden es immer wieder so machen.
Hallo Christina! 🙂
Das freut mich zu lesen! Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende! 🙂 Liebe Grüße, Kerstin
Hallo,unser erster Hund kam aus dem Auslandstierschutz.Er war in Spanien schon einmal vermittelt worden und wurde nach 3 Monaten in die Tötunsstation zurückgebracht.Sicher,er konnte noch nichts, aber er hat sehr schnell gelernt, er ist gechillt und unglaublich anpassungsfähigund liebevoll.Unsere Erfahrungen im Tierheim waren genauso deprimierend.
Natürlich ist es schön,das die Tierheim-Mitarbeiter nur das Beste für die Tiere wollen.Aber man kann es auch übertreiben. Was ist an einem Ehepaar mit einem riesigen Grundstück, geregeltem Einkommen und Eltern in Rente die den ganzen Tag Zeit haben auszusetzen?
Unser Wunsch nach einem Hund war so gross und mein Mann hatte schon mehrere Hunde besessen und kannte sich aus.Dann eben aus Spanien. Jeder sagt uns,ein besseres Leben als bei uns kann ein Hund nicht haben.Und er hat es so sehr verdientNach einem halben Jahr zog dann doch noch ein Welpe aus der Welpenhilfe ein.Wir haben es nie bereut, uns für Second-Hand Hunde entschieden zu haben.
Hallo Mirja! Danke für diese schönen Zeilen! Ich bin ganz gerührt und wirklich schockiert, dass ihr beim Tierheim nicht „genommen wurdet“ was besseres als Haus mit Garten, viel Zeit und sogar einen Ehepartner kann man sich für einen Hund ja wirklich nicht wünschen! Manchmal frage ich mich wirklich, was dort falsch läuft! Ich freue mich, dass ihr so einen tollen Hund gefunden habt und ihr ihm ein so tolles Zuhause bietet! ❤️ Wie lange habt ihr euren Vierbeiner jetzt schon? 😊 Ganz liebe Grüße, Kerstin
ich habe auch einen Second Hand Hund. Und ich habe es nicht bereut. Es war nicht immer einfach, weil Beo einfach andere Erfahrung gemacht hat, als er sie mit mir von Klein auf machen würde, aber das ist nicht schlimm. Man wächst mit jeder Herausforderung immer weiter zusammen.
Ich habe damals kein Tierheim aufgesucht (ich wusste, dass sie mich ablehnen würden) , habe aber schon von anderen gehört, dass sie es den Adoptiveltern echt nicht einfach machen. Was leider schon so einigen Hunden ein schönes Heim gekostet hat 🙁
Hallo Steffi! 🙂
Vielen Dank für deine Nachricht! Schön, dass Beo jetzt ein schönes Zuhause bei dir hat. Ich muss gleich mal auf eurem Blog stöbern! ☺️
Ja, leider ist das mit den Tierheimen so eine Sache.. 😔
Ganz liebe Grüße aus Oberösterreich! 🖤